Erlebnisse und Rezepte binationaler Familien

Machu Picchu

Die ungewöhnliche Reise nach Machu Picchu

Für mich stand vor unserer ersten gemeinsamen Reise nach Peru fest, dass ich dieses Land nicht verlassen werde, ohne Machu Picchu gesehen zu haben. Diese Sehenswürdigkeit stand bereits seit Jahren auf meiner Bucket-List. Weder J. noch jemand von seiner engeren Familie waren bis zum damaligen Zeitpunkt dort gewesen und auch Cusco war für ihn Neuland. Wir hatten also einen Inlandsflug von Lima nach Cusco, wo wir einige Tag die Stadt erkundeten. Diese alte Hauptstadt des Inka-Reichs hat einen ganz besonderen Zauber: enge Gassen mit Kopfsteinpflaster, die alle Richtung Himmel führen, die Märkte mit allen nur denkbaren exotischen Früchten und Absonderlichkeiten und die Cholitas (indigene Frauen, typischer Weise mit Zöpfen, Hut und mehreren übereinander gezogenen Röcken), die statt eines Hundes ein Lama an der Leine haben und sich über ein Schwätzchen freuen.

Plaza de armas

Es existieren an vielen Stellen noch die typischen von den Inkas gebauten Grundmauern, in denen die Steine ohne Einsatz von Lehm oder anderen Dichtungsmitteln lückenlos ineinander gesetzt wurden. Auf diesen Grundmauern haben die spanischen Eroberer dann ihre typische Architektur gesetzt mit aus Holz geschnitzten Balustraden.

Ich könnte noch viel über die Faszination von Cusco berichten, aber wir waren ja auf dem Weg nach Machu Picchu. Einer von J.‘s Brüdern ist ein relativ hochrangiger Polizist in der Region von Cusco. Ihn wollten wir – wo wir nun schon mal in der Nähe waren – auch besuchen und von dort weiter nach Agua Calientes – dem letzten Ort, vor dem finalen Aufstieg zum Weltkulturerbe. „Nähe“ hieß in diesem Zusammenhang eine mehrstündige Autofahrt von Cusco nach Quillabamba. Wie es scheinbar bei den Peruanern üblich war, haben wir uns eine Fahrgemeinschaft gesucht, die uns nach Quillabamba bringen sollte. Das bedeutete wir saßen zu viert (!!) geschlagene fünf Stunden auf der Rückbank eines nicht sehr vertrauenserweckenden Toyotas. Da wir uns in den Anden befanden, bedeutete die Strecke endlose Serpentinen hoch und wieder runter. Selten ging es mir so elend wie an diesem Tag. Die enorme Höhe und die nicht enden wollenden Kurven bekamen mir überhaupt nicht, so dass ich mich bei der Ankunft in Quillabamba erst einmal auf die Pritsche der Polizeistation legen musste um zu aklimatisieren.

Autofahrt durch die Anden
zu Besuch bei J.s Bruder im Polizeipräsidium

Nachdem ich mich wieder einiger Maßen gefangen und J. auf das Wiedersehen mit seinem Bruder angestoßen hatte, ging es für uns in ein abgelegenes kleines Hotel, welches über ein bequemes Bett und sogar einen Fernseher verfügte. Die Marke des TV-Gerätes lassen wir hier einmal unkommentiert.

hier ist alles Original 🙂

J.s Bruder erklärte uns, dass wir am nächsten Morgen den Zug nach Agua Calientes nehmen sollten, welcher gleich hier um die Ecke halten würde. Dort sollten wir dann zur Polizeiwache gehen, wo man sich um uns gekümmert werden. Am nächsten Morgen standen wir nach einem schnellen Frühstück an einer sehr kleinen Bahnstation und versuchten Tickets zu kaufen. Wie sich herausstellte, gab es für den Zug nach Agua Calientes verschiedene Kategorien. Es gab zwei unterschiedliche Abteile – man könnte sagen eine luxuriöse 1. Klasse mit Panorama-Fenstern für Touristen und eine sehr spartanische 2. Klasse für Einheimische. Die Ticket-Preise variierten im gleichen Umfang wie die Ausstattung des Zuges. Nun wollten J. und ich aber verständlicher Weise zusammen in einem Abteil und nicht getrennt sitzen. Dieses ging offensichtlich über den Horizont des Schaffners hinaus. Uns war es egal, ob wir in der schlechten 2. Klasse oder der schicken 1. Klasse fahren, aber der Schaffner bestand darauf, dass J. als Peruaner nur die 2. Klasse nutzen durfte und ich als Touristin nur die 1. Klasse. Es war eine recht zähe und langwierige Diskussion, der ich irgendwann nicht mehr folgen konnte, da sie eher non-verbal stattfand. Es endete dann damit, dass J. und ich beide den recht hohen Preis für die 1. Klasse bezahlten und so eine schöne Panorama-Fahrt nach Agua Calientes genießen konnten.

der Bahnhof
die 1. Klasse

Agua Calientes lag im Tal, eingepfercht zwischen steil aufsteigenden Bergen. Wilde Flüsse wandten sich ihren Weg hindurch. Hier gab die Stelle, wo man Tickets für Machu Picchu erwerben konnte. Wir haben 2016 noch keine Voranmeldung für den Besuch benötigt. Wie ich gelesen habe, ist dieses aber inzwischen geändert worden, um den Touristenansturm im Rahmen zu halten. Es ist zu erwähnen, dass für weitere Ausblicke auf die Inka-Stätte wie z.B. die Besteigung des Wayna Picchu andere Tageszeiten zu beachten sind. Wir haben ein „normales“ Tagesticket gekauft. Auch hier der Hinweis, dass Einheimische einen sehr günstigen Preis zahlen, während der für Touristen recht hoch ist. Ich finde das allerdings nur fair, dass so die Peruaner einen Vorteil haben. In Thailand ist diese Regelung übrigens auch üblich.

Nun machten wir uns auf den Weg zur Polizeiwache ohne zu wissen, was uns da genau erwartete. Der Weg von Agua Calientes im Tal hoch zu Machu Picchu war noch mal sehr steil und konnte entweder mit Mini-Bussen oder zu Fuß erklommen werden. Wir bekamen allerdings eine Eskorte der ganz besonderen Art: die Polizei brachte uns mit ihrem Auto hoch bis zum Eingang. Dieses hatte den Vorteil, dass wir an den viel langsameren Bussen vorbei fahren konnten und natürlich wurde am Eingang genau geschaut, wer denn dort von der Polizei persönlich gebracht wurde – vielleicht ein Hollywood-Promi?

unsere Eskorte

Wir genossen den Tag auf der weitläufigen und beeindruckenden Inka-Stätte sehr. Jeder Blickwinkel in der 2.400 m hoch gelegenen Ruine brachte neue großartige Eindrücke. Es war unglaublich sich vorzustellen, wie die Menschen hier vor über 500 Jahren gelebt haben müssen: steile Treppen zu laufen mit der Gefahr bei einem falschen Fußtritt in die Tiefe zu stürzen, Felder anzulegen, zu bewässern und zu ernten sowie die Stern zu beobachten. Wiederentdeckt wurde der Ort erst 1911 durch einen Zufall, was bedeutet, dass hier auch nach der Invasion der Spanier noch lange Inkas gelebt haben könnten. Am Beeindrucktesten war aber das Gefühl den Wolken zum Greifen nah zu sein. All diese Eindrücke habe ich mitgenommen und werde sie noch lange in meinem Herzen behalten. Für keine andere Sehenswürdigkeit habe ich bisher so eine lange und schwierige Anreise in Kauf nehmen müssen, aber es hat sich gelohnt.

vale la pena

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Comments (2)

    • Liebe Katherine, danke für dein Feedback. Ich freue mich wirklich sehr, wenn jemand meinen Blog “entdeckt” und freue mich wenn ich neue tolle Blogs entdecke. Südamerika ist ein beeindruckender Kontinent und Peru sollte man dabei auf keinen Fall auslassen. Unbedingt ausreichend Zeit einplanen, wenn man dann so einen lange Anreise vor sich hat. Hoffentlich können wir bald wieder Pläne schmieden.

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