Kleiner Ratgeber für eine Mutter-Kind-Kur
Erst einmal klingt es verlockend: drei Wochen Auszeit vom Job, Sport- und Erholungsmöglichkeiten für mich, Betreuungsangebot für das Kind und das für einen sehr geringen finanziellen Eigenanteil, da die meisten Kosten von der Krankenkasse übernommen werden.
Warum ich die Kur brauchte? Zum einen weil ich schon früh nach der Geburt meiner Tochter wieder in den Job zurückgekehrt bin und zum anderen, weil sehr häufig auf dem nicht fremdländischen Teil einer binationalen Beziehung mehr Arbeit und Verantwortung lastet als auf dem ausländischen Partner. Ein großer Unterschied zu deutsch-deutschen Familien. Will heißen, dass ich diejenige war, die sich um Kita-Platz, Wohnungssuche, Bank- und Steuerangelegenheiten und viele weitere Dinge federführend kümmerte. Hinzu kam noch der typische Mental-Load einer Mutter: Kinder-Kleidung in der passenden Größe besorgen, Geburtstagsgeschenke organisieren, Playdates planen – ihr wisst, was ich meine.
Der Austausch mit anderen Müttern sowie meine eigenen Erfahrungen aus der Mutter-Kind-Kur haben mich dazu motiviert, einen kleinen Ratgeber zusammenzustellen:
Überprüfe deine Erwartungshaltung an den Aufenthalt!
1. Das Wichtigste zuerst: Eine Kur ist kein (Wellness-)Urlaub! Daher erwarte kein 5-Sterne-Hotel (auch keine 3-Sterne)! Das Essen entspricht eher dem einer Kanine oder Mensa, wird dementsprechend nicht viel Auswahl bieten und auch nicht jeden Tag super lecker schmecken, aber verhungern muss auch keiner. Die Unterkunft entspricht eher einer Jugendherberge, wo jeder sein eigenes (kleines) Zimmer inkl. Badezimmer hat. Wobei es hier natürlich auch wieder qualitative Unterschiede gibt.
2. Du willst dich erholen? Dann frage dich einmal ganz ehrlich, ob das in Begleitung deines Kindes / deiner Kinder wirklich möglich ist. Es gibt auch reine Kuren für Mütter – also ohne Kind. Hier ist die Herausforderung natürlich, dass du eine andere Betreuung für das Kind / die Kinder finden musst.
3. Du möchtest gleichgesinnte Mamas kennenlernen und in den Austausch kommen? Dann sei dir bewusst, dass hier viele verschiedene Schicksale quer durch alle sozialen Schichten aufeinander treffen. Dieses kann bereichernd sein, da du vielleicht feststellt, dass deine Situation gar nicht so schlimm ist, wie du angenommen hast. Es kann aber auch sein, dass du kaum in den Austausch kommst und somit viel Zeit allein verbringst.
Wahl des Kurortes
Auch wenn es vielleicht verlockend klingt einen Kur-Aufenthalt auf Sylt zu verbringen, würde ich dir nicht empfehlen, die „Most-Fancy-Location“ zu wählen. Oft sind diese ohnehin über Monate im Voraus ausgebucht. Ich habe mich z.B. für eine Kur-Einrichtung im Harz entschieden, weil meine Familie und Freunde in der Nähe wohnen und mich und meine Tochter so an den Wochenenden besuchen kommen konnten. Man muss nicht zwangsläufig weit wegfahren, um mal „rauszukommen“? Eine Freundin hat sich für eine Einrichtung entschieden, die gerade mal 30 Min. Fahrzeit von ihrem zu Hause entfernt war. Dennoch hat sie auch hier viele schöne Ausflüge unternommen.
Umfassende Informationen über die Einrichtung einholen
Eure Krankenkasse gibt euch häufig eine Vorauswahl an Kur-Häusern, die für euch in Frage kommen (z.B. Betreuung für Kindern < 3 Jahren, besondere Ernährungsmöglichkeiten etc.). Vielleicht hat eure favorisierte Einrichtung eine Website, auf der einige Informationen zu finden sind. Ich empfehle euch jedoch nicht nur online zu informieren, sondern auch einmal persönlich anzurufen und Dinge abzuklären, die nicht auf der Website stehen. Achtet dabei einmal darauf, wie euch weitergeholfen wird und ob man euch in bestimmten Punkten entgegenkommt. Fragt auch einmal nach, wann die Einrichtung gebaut wurde bzw. das letzte Mal renoviert wurde. Das sagt oft viel darüber aus, welche Ausstattung ihr von den Zimmern erwarten könnt. Nicht alle Einrichtungen verfügen über ein WLAN und Fernseher gibt es oft nur in Gemeinschaftsräumen. Wie sieht es mit Sportmöglichkeiten vor Ort aus (in Gruppen aber auch individuell), gibt es evtl. ein Schwimmbad im Ort o.ä.? Welche Unterhaltung bietet die Einrichtung an, was kann man ggf. auf eigene Faust unternehmen?
Alter der Kinder, die dich begleiten
Der mit Abstand häufigste Grund, warum eine Mutter-Kind-Kur scheitert ist der, dass die Betreuung des Kindes nicht funktioniert. Man sollte wissen, dass es hier in der Regel keine Eingewöhnung gibt wie in der Kita zu Hause. Schulpflichtige Kinder bekommen übrigens für den Zeitraum des Aufenthalts Unterrichtsmaterial von der Schule, um dieses dann in der Kur zu bearbeiten.
Für meinen Teil kann ich im Nachhinein sagen, war meine Tochter mit 1,5 Jahren noch etwas zu klein für die Kur. Die Vormittagsbetreuung hat meistens noch ganz gut funktioniert, aber zum Mittagessen musste ich sie holen, anschließend wurde Mittagsschlaf gemacht und dann konnte ich sie auch nicht mehr abgeben. Will heißen, ich konnte mein Programm nur in der Zeit von 8 bis 12 Uhr unterbringen, obwohl die Einrichtung auf Kinder < 3 Jahren ausgelegt war. Nun ist es ja so, dass man eine Kur dann macht, wenn man sie braucht und nicht noch zwei Jahre wartet bis das Kind alt genug ist. Dieses stellt aus meiner Sicht das größte Problem bei einer Mutter-Kind-Kur dar.
Zeitpunkt der Kur
Mit der Kur-Zusage muss recht schnell eine Entscheidung über Kur-Ort und Einrichtung gefällt werden. In der Regel ist es nicht möglich den Kur-Zeitraum zu schieben z.B. weil die Wunsch-Einrichtung gerade keinen Platz frei hat oder die Kur in den Sommerferien stattfinden soll. Daher überlegt, wann ihr euren Antrag stellt. Wenn ihr einen Aufenthalt im April / Mai wünscht, würde ich euch empfehlen den Kur-Antrag bereits im Januar/ Februar zu stellen. Eine Freundin hat mir von ihrer Kur berichtet, die sie im Januar im Mittelgebirge gemacht hat. Zu dem Zeitpunkt lag Schnee und konnte sie mit ihren Kindern viele tolle Aktivitäten wie Rodeln und Schneeballschlachten unternehmen.
Mobilität vor Ort
Oft sind die Kur-Einrichtungen in kleineren Ortschaften, die nicht besonders gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Daher würde ich immer empfehlen: Nehmt wenn möglich ein Auto mit! Dieses ist zum einen hilfreich, wenn ihr Einkäufe machen müsst, aber auch um Ausflugsziele zu erreichen. Ich selbst hatte kein Auto vor Ort, war jedoch durch den regelmäßigen Besuch relativ mobil. Manchmal habe ich eine Mutter vor Ort gefragt, ob sie mich mitnehmen kann.
Krankheiten während der Kur
Ihr solltet auch wissen, dass es während einer Mutter-Kind-Kur dazu kommen kann, dass ihr in Quarantäne kommen könnt. Solltet ihr oder euer Kind eine möglicher Weise ansteckende vorübergehende Krankheit bekommen (Erkältung, Grippe, Erbrechen, Bindehautentzündung, Läuse etc.), dann müsst ihr auf dem Zimmer bleiben und auch dort eure Mahlzeiten einnehmen. Das kann sehr unschön werden, da die Zimmer in der Regel nicht sonderlich groß sind und auch wenig Unterhalt bieten. Das bedeutet natürlich auch, dass eure Kinder nicht betreut werden und ihr keine Anwendungen oder sportliche Aktivitäten unternehmen könnt.
Mein persönliches Fazit: Über die Wahl meiner Kur-Einrichtung bin ich sehr zufrieden gewesen. Man hat sich viel Mühe gegeben meine Wünsche zu erfüllen (z.B. habe ich andere Betten benötigt, als jene die im Zimmer vorgesehen waren). Auch die Kinderbetreuung war redlich bemüht, aber allen Eltern kann man es eben nicht recht machen. Meine Erholung hielt sich am Ende doch eher in Grenzen, da ich viel mit der Betreuung meiner Tochter beschäftig war. Aber natürlich war es auch schön, viel Zeit zusammen zu verbringen. Ich glaube allerdings, dass die Kur am Ende eher eine Erholung für den zu Hause gebliebenen Vater war als für die Mutter 😉
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