Familienbesuch in Peru (Teil 2): Zusammenleben mit einer Großfamilie
Bei unserer ersten Reise nach Peru waren wir noch zu zweit. Als wir Anfang 2020 zu unserer zweiten Reise in die Heimat meines Freundes aufbrachen, war unsere Tochter bereits 3 Jahren alt. Ich war froh, dass ich aus den Erfahrungen der ersten Reise einige wichtige Dinge wusste und in die Reiseplanung einfließen lassen konnte. Hierzu gehört z.B. die Unterkunft vor Ort. Bei unserem ersten Aufenthalt hatten wir zwei Wochen kein fließendes Wasser, da unsere Vermieterin dieses wohl selbst für ihren Friseursalon benötigt hat. Dieses Mal haben wir uns sehr gut vorab über das Apartment informiert und nicht so sehr auf die ohnehin niedrigen Kosten geachtet. Außerdem wusste ich, dass der Strand von unserem Ferienort ganz und gar nicht kinderfreundlich war (starke Wellen, recht kühles Wasser und viele große Steine). Daher schauten wir uns nach der Möglichkeit einer Pool-Nutzung um. Dieses ist eher ungewöhnlich in Peru, da die Einheimischen ausschließlich an den Strand gehen – und zwar mit Kind und Kegel. Und abschließend das Wichtigste: Wie bringen wir die Großfamilie unter, die uns selbstverständlich in unserem Urlaub besuchen wollte?
Die Wahl fiel auf ein modernes Gebäude mit mehreren Wohneinheiten, welches mit einem kleinen Pool und Grillplatz auf dem Dach ausgestattet war. Es lag in unmittelbarer Strandnähe und besaß vier Schlafzimmern, die jeweils alle über ein eigenes Badezimmer mit Toilette und Dusche verfügten. Eines dieser Zimmer bezogen J., unsere Tochter und ich. Die anderen standen für die Familie zur Verfügung. Küche, Wohn- und Esszimmer waren ein großer Raum, in dem sich alle frei bewegen konnten und der bei Bedarf zu einer großen Essenstafel umfunktioniert werden konnte.
Wer denkt, dass so ein Familienbesuch Erholung ist, der irrt. Schließlich muss Verpflegung für die ganze Gemeinschaft beschafft und zubereitet werden. Wie gut, dass J.s Mutter eine Seele von Mensch ist und im Schlaf ein umfangreiches Essen für 15 Personen und mehr zubereiten kann. Unsere Wohnung glich einem Taubenschlag, in dem Familienmitglieder ein- und ausgingen. Einige blieben für ein paare Tage, andere fuhren wieder nach Hause. Etwa 90% der Leute konnte ich zuordnen (also, das ist das Kind, Ehemann von XY); die restlichen Personen … haben ihren Beitrag zum geselligen Rahmen beigetragen. Es kam immer mal wieder vor, dass einer der beiden Wohnungsschlüssel verschwunden war, da irgendein Familienmitglied diesen versehentlich eingesteckt hatte. Wer in welchem Zimmer schlief, war mir ein Rätsel. Es war erleichternd für mich zu wissen, dass J. auch gelegentlich mal auf diesem Durcheinander raus musste und wir so Zeit für uns drei hatten. Unsere Tochter hingegen schien kein Problem mit den vielen für sie fremden Personen zu haben. Es gab stets Kinder zum Spielen und Spaß haben. Man muss hier aber auch erwähnen, dass jeder in irgendeiner Form einen Beitrag für die Gemeinschaft geleistet hat (ohne dass dieses irgendwie vorher besprochen oder festgelegt wurde). So fegte einer die Wohnung durch, der andere wusch das Geschirr ab und wieder einer kümmerte sich um den Getränke-Nachschub. Diego, J.s Bruder, der mit seiner Frau im Amazonas-Gebiet wohnte, brachte frisches Obst im Überfluss mit.
Wir hatten alle viel Spaß und es ist beeindruckend, was man über sich selbst lernt, wenn man mit Menschen aus einem anderen Kulturkreis so nah zusammen kommt. Man darf eben nur nicht davon ausgehen, dass es erholsam wird.
Als der Urlaub sich dem Ende neigte, ging es wieder ans Packen. Das Thema Gepäck bei Familienbesuchen im Ausland wäre eine eigene Geschichte wert, aber ich bringe es einmal hier unter. Viele binationale Paare werden es kennen, dass auf dem Hinflug die Koffer so gepackt werden, dass mindestens die Hälfte der Dinge dort verbleibt. Bei uns war das vor allem Kleidung, aber auch deutsche Apfelschorle musste mit, da diese bei J.s Mutter sehr beliebt war. Wer aber denkt, dass man mit weitgehend leeren Koffern zurückfliegt, der täuscht. Folgende Sachen aus Peru mussten mit: unterschiedliche Sorten von Bohnen, Mais, Gewürze, Honig, Erdnüsse, Kräuter, Schoten, besonderes Gebäck und Süßkram wanderten in unsere Koffer. Wer schon mal eine Zoll-Doku von chinesischen Touristen an deutschen Flughäfen gesehen hat, bekommt einen kleinen Eindruck, was wir so dabei hatten. Das führte letztendlich dazu, dass unsere Obergrenze für Gepäck deutlich überschritten war und wir im Flughafen noch einmal auseinander klamüsern mussten, was nun wirklich mit nach Deutschland darf und was nicht. Mein Tipp für solche Fälle: eine gute Gepäckwaage einstecken!
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