Kulturschock Kindergeburtstag
Wie gern erinnere ich mich an meine eigenen Kindergeburtstage zurück. Es begann mit dem Basteln von originellen Einladungskarten und meine Mutter scheute keine Mühen bei der Gestaltung eines bunten Kuchenbuffets – selbstverständlich alles selbst gebacken. Im Sommer wurde im Garten, im Winter im Wohnzimmer oder Hobbyraum gefeiert. Als Dekoration gab es ein paar Ballons oder Luftschlangen. Es kamen eine Handvoll Nachbarskinder oder Schulkameraden – natürlich ohne Eltern, schließlich wollte man ja Spaß haben. Es gab in der Regel ein paar Spieleklassiker wie Topfschlagen, Verkleiden, Sack hüpfen, Reise nach Jerusalem, wo die Eltern des Geburtstagskindes als Organisatoren gefordert waren.
Jetzt bin ich selbst Mutter und organisiere Kindergeburtstage. Und natürlich nehme ich wahr, wie sehr sich das Ganze in 30 Jahren verändert hat. Es gibt immer noch die „normalen“ Feiern zu Hause, aber auch umfangreich organisierte Motto-Partys – bereits für Babys! Natürlich hat jeder einen anderen Geschmack und warum soll man einen Geburtstag nicht ausgiebig feiern? Ich habe aber dabei immer das Gefühl, dass es nicht um den Spaß des Kindes geht, sondern um die Eltern und das zur Schau stellen ihres Status.
Übertroffen wird dieses nur noch von Südamerikanern: Für die meisten von ihnen sind Kindergeburtstage ein Event, das vom Aufwand dem einer deutschen Hochzeit gleich kommt. Oft wird ein ganzer Festsaal gemietet, da nicht nur extrem viele Leute (Kinder wie Erwachsene) eingeladen werden, sondern weil auch getanzt wird. Ein DJ oder verkleidete Entertainer im Look der Lieblings-Disney-Figur sind ebenfalls keine Seltenheit. Vermutlich liegt es daran, dass das Feiern Latinos mehr im Blut liegt als uns Deutschen. Kinder werden oft gestylt wie kleine Erwachsene: die Jungen bekommen Miniatur-Anzüge an und die Mädchen Kleider aus Tüll und Glitzer – oft noch eine Krone auf den Kopf. So ein Aufzug wäre für einen Kindergeburtstag wie ich ihn früher erlebt habe eher hinderlich gewesen. Während in Deutschland gern über Amazon Wunschlisten oder Geburtstagskisten in Spielzeugläden sichergestellt wird, dass das Geburtstagskind kein Geschenk doppelt erhält, wird darauf bei Südamerikanern wenig Rücksicht genommen. Jeder kauft je nach Geldbeutel und persönlichem Geschmack. Die Geschenke wandern dann auf einen Tisch und werden auf der Party auch nicht ausgepackt (was bei der Vielzahl der Leute sehr zeitintensiv wäre). Auch wenn die Tradition eigentlich aus Mexico kommt, werden nun auch hier immer öfter Piñatas für die Kids aufgehängt und im Wechsel mit einem Stock darauf eingeschlagen bis die Bonbons herunter fallen.
Auch an diesem Beispiel wird wieder deutlich, dass wir oft sehr unterschiedliche Ansichten und Bräuche haben und es kein richtig oder falsch gibt. Die Welt ist bunt – erst recht an einem Kindergeburtstag!
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