Erlebnisse und Rezepte binationaler Familien

Taufe binationale Familie

Die Taufe – Planung einer binationalen Familienfeier

Für viele, vor allem junge Menschen in Deutschland, spielen Religion, Kirche oder Glaube keine große Rolle in ihrem Leben, was die Anzahl von Kirchenaustritten verdeutlicht. Auch in meinem Freundeskreis spiegelt sich dieses Verhalten wieder und so waren die letzten Hochzeiten, auf denen ich war, standesamtlich oder mit freien Rednern.

Meine Einstellung zur Institution Kirche ist allerdings etwas anders gelagert und dieses liegt vor allem in meiner Kindheit begründet: Da ich aus dem Norden von Deutschland komme, bin ich evangelisch getauft. Ich habe mich stets für Religion und Geschichte – was für mich eng zusammenhängt – interessiert. Seit der 5. Klasse bin ich auf eine christliche Schule gegangen, wo Religion bis zum Abitur ein Pflichtfach war. Auch zum Konfirmationsunterricht musste mich niemand zwingen, da ich gern die Lieder, Psalmen etc. auswendig gelernt habe. Auch heute gehe ich gelegentlich außerhalb von Weihnachten in die Kirche. Ich sage immer: Andere gehen zum Yoga, um ihren “inneren Frieden” zu finden, bei mir hat ein Gottesdienst eine ähnliche Wirkung, nämlich den der inneren Einkehr. Was nicht heißt, dass ich die aktuelle Form der Kirche bzw. des Gottesdienstes nicht für reformbedürftig halte.

la familia

In J.s Familie hat Religion keine besonders große Rolle gespielt, was für Südamerikaner eher untypisch ist. Er wurde im Alter von 14 Jahren katholisch getauft und ist seither in der Kirche. Er bekreuzigt sich, wenn er eine Marienfigur am Wegesrand stehen sieht oder auch nach einem besonders guten Essen. Nachdem wir uns kennen gelernt hatten, haben wir einmal gegenseitig unsere Gottesdienste besucht. Es gibt in Köln eine spanischsprachige katholische Gemeinde, die regelmäßig Gottesdienste abhält und oft anschließend zu einem gemeinsamen Essen / Kaffee und Kuchen einlädt. Für mich war das so ganz anders als in meiner Gemeinde. Zum einen sind die Menschen der spanischen Gemeinde deutlich jünger und zum anderen läuft nach dem Gottesdienst keine fröhliche Salsa-Musik. Allerdings geht es auch in der evangelischen Gemeinde von Köln locker zu. So hat uns einmal der Pastor nach seiner Predigt zum Anstoßen auf seinen Geburtstag eingeladen – mit einem Kölsch.

Als unsere Tochter geboren wurde, war uns schnell klar, dass wir sie taufen lassen wollten. Die Frage war nur: evangelisch oder katholisch? Hier darf man sich nun vorstellen, wie die Diskussionen bei uns hin und her gingen, da jeder an seiner eigenen Konfession hängt. Wir führten Gespräche mit beiden Gemeindevertretern. Am Ende entschied das Schicksal: Wir konnten keinen katholischen Paten vorweisen und so wurde unsere Tochter… evangelisch getauft. Es war ein wunderschöner sonniger Tag und alle waren von nah und fern angereist. Der Zufall wollte es, dass gerade zu diesem Zeitpunkt J.s Mutter und Schwester aus Peru eine längere Zeit in Deutschland verbrachten. Auch J.s andere Schwester, die bereits seit Jahren in Madrid lebte, war extra zu diesem Anlass angereist.

Nach dem Gottesdienst gab es peruanische Speisen, die J. bei uns zu Hause zubereitete, und dazu Salsa-Musik. Der Austausch der Familienmitglieder untereinander war natürlich nicht leicht, da die spanischsprachige Familie kein Deutsch verstand und umgekehrt. Aber es war einfach schön alle Menschen, die uns wichtig waren und immer noch sind an einem Ort versammelt zu haben und vor allem dass die Großeltern unserer Tochter sich auch einmal kennen lernen konnten.

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