Ansichtssache (Teil 1): Stierkampf

Beim Thema Stierkampf denken die meisten Deutschen sicherlich an eine typisch spanische Tradition. Nun ist es so, dass die Spanier dieses Brauchtum im Rahmen der Kolonialisierung auch an anderen Orten der Welt verbreitet haben, so z.B. in Perú. In Lima bzw. dem Distrikt Rimac befindet sich eine der größten Stierkampfarenen der Welt, welche sogar zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Das Schicksal wollte es so, dass J. direkt neben diesem Ort, genannt Acho, aufgewachsen ist. Dieses hat maßgeblich dazu beigetragen, dass er Stierkämpfe liebt und sich alles im Netz dazu anschaut. Ende November bzw. Anfang Dezember finden diese Kämpfe im Acho statt und es ist für die umliegenden Bewohner des Viertels und viele Fans DAS Event des Jahres. Nun kann ich die Begeisterung für diesen „Sport“ überhaupt nicht nachvollziehen. Bei aller Toleranz würde ich nicht mitgehen zu so einer Veranstaltung, da es sich für mich um Tierquälerei handelt. Was tut man also, wenn die Interessen so auseinander gehen? Ich habe mich dafür entschieden J. in seiner Leidenschaft gewähren zu lassen. Allerdings muss er sich von Zeit zu Zeit einen Spruch von mir hierzu anhören und auch wenn mal wieder ein Torero verletzt wurde, empfinde ich kein Mitleid. Hinsichtlich unserer Tochter habe ich mich mit J. geeinigt, dass er sie sobald sie im Teenager-Alter ist und sich eine Gelegenheit ergeben sollte zu einem Event mitnehmen darf, vorausgesetzt sie möchte es auch. Ob es also jemals dazu kommen wird, ist daher offen. Aber direkt alles verbieten, finde ich auch nicht den richtigen Weg. Schließlich gehört dieses zu seiner Tradition wie zu uns der Karneval oder das Oktoberfest. Manches sollte man eben respektieren, muss es aber nicht mit der gleichen Leidenschaft teilen wie der Partner.