Chancen der Mehrsprachigkeit
Die meisten Menschen auf der Welt wachsen mehrsprachig auf. Na, überrascht? Denk einmal an so bevölkerungsreiche Länder wie Indien, wo neben den beiden Amtssprachen Englisch und Hindi auch noch viele andere Sprachen gesprochen werden. Oder Länder wie die Schweiz, die sogar vier Amtssprachen hat: Französisch, Deutsch, Italienisch und Bündnerromanisch. Für uns ist das zum Teil befremdlich, da im restlichen Europa einsprachige Erziehung noch immer die Regel ist. Dieses befindet sich allerdings langsam im Wandel.
Kinder, die das Glück haben, durch ihr familiäres Umfeld, mehrere Sprachen zu erlernen, sollten dabei unterstützt werden. Denn Mehrsprachigkeit hat viele Vorteile: Die Kinder lernen so leichter mit anderen Menschen zu kommunizieren und sich schneller und flexibler auf neue Situationen einzustellen. Sind das nicht die Werte, die wir in der sich im Wandel befindenden Welt dringend brauchen?
Wenn wir uns die meisten Schulen und Kitas allerdings anschauen, habe ich jedoch nicht immer das Gefühl, dass man dort weiß, wie man mit mehrsprachigen Kinder umgehen sollte bzw. sie entsprechend dieser Eigenschaft zu fördern. Rund 1/3 aller Grundschüler in deutschen Metropolen wachsen mehrsprachig auf – Tendenz steigend. Das Schulsystem hierzulande ist aber überfordert, wenn kein umfassender deutscher (!) Spracherwerb vorhanden ist – egal wie ausgeprägt dieser in einer anderen Sprache ist. So werden Kinder mit einem nicht ausreichenden deutschen Spracherwerb in der Schule später als dumm „abgestempelt“. Selbst wenn man als Erwachsener eine neue Sprache lernt und noch unsicher ist, wird man nicht selten wie ein unmündiges Kleinkind behandelt. Dabei versteht man den Sachverhalt sehr wohl, nur am Ausdruck hapert es.
Leider kommt es auch immer wieder vor, dass Menschen mit anderen Sprachen diskriminiert werden – auch Kinder! Es wird dabei behauptet, dass das Sprechen einer anderen Sprache ausgrenzend sei. Manche Menschen denken, dass man dann schlecht über sie rede. Ich kann dazu nur sagen, dass ich in fremden Ländern, in denen ich offensichtlich auch keine Einheimische war, aber die Sprache verstand, nie jemanden habe heimlich lästern hören. Meiner Meinung nach sollte man seine Sprache überall uneingeschränkt ausleben können – das ist nicht unhöflich. Wenn ein Kind mit mehreren Sprachen aufwächst, ist es für mein Dafürhalten ok, wenn es nicht beide Sprachen gleich gut spricht. Um den Kern einer Aussage zu verstehen, muss man vorher kein Lexikon studiert haben. Daher, liebe Familien, die Mehrsprachigkeit praktizieren: Macht euch locker! Ich hoffe sehr, dass mehr Diversität in allen gesellschaftlichen Bereichen dazu beiträgt, dieses Thema in den Fokus zu stellen und besser zu fördern.
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