Erlebnisse und Rezepte binationaler Familien

Kinder aus zwei Kulturen

Wie erkläre ich meinem Kind, dass es zwei Kulturen in sich trägt?

Schon bevor ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, wusste ich, dass ich unserem Kind tiefe Einblicke in beide Kulturen geben möchte: in die deutsche und in die peruanische. Nicht zuletzt durch meine früheren Reisen habe ich festgestellt, dass es sehr bereichernd ist, ein Bewusstsein für unterschiedliche Lebensweisen und -umstände zu haben. Gerade weil sich die südamerikanische und die deutsche Mentalität in einigen Punkten unterscheiden, ist es ein persönlicher Gewinn beide zu kennen und in das eigene Leben hereinzulassen: deutsches Sicherheitsstreben vs. peruanischem Gottvertrauen, introvertierte Zurückhaltung vs. spontaner Ausgelassenheit und vieles mehr.

Als unsere Tochter auf die Welt kam, war ich diejenige, welche das Lama-Kuscheltier und die spanischsprachigen Kinderbücher für unsere Tochter besorgte und darauf achtete, dass wir (zumindest vor Corona) öfter Menschen trafen, die aus Peru / Südamerika stammten. J. sagte einmal zu mir, dass er niemals in seiner Jugend in Peru ein Lama zu Gesicht bekommen habe, da er an der Küste aufgewachsen sei und Lamas nun einmal in den Anden leben. Lag es daran, dass ich als Mutter nun einmal diejenige bin, die sich um Beschaffung von Spielsachen kümmert oder wollte ich meiner Tochter unbedingt etwas von einer Welt zeigen, von der ich nur bruchstückhaft eine Ahnung habe?

Durch den Austausch mit anderen binationalen Familien ist mir irgendwann klar geworden, dass man seinem Kind die verschiedenen Kulturen und seine Fassetten nur dann nachhaltig vermitteln kann, wenn man eine längere Zeit im jeweiligen Land verbringt. Damit meine ich nicht die klassischen 2-3 Wochen Urlaub! Das ist zwar ein Eindruck, den man dort gewinnen kann, aber eben nur ein recht oberflächlicher. Es bedarf vermutlich mehrerer Jahre, um seinem Kind einen unverfälschten Eindruck von den Menschen, dem Land und den Gepflogenheiten zu vermitteln. Das ist natürlich nicht einfach, und so ein Schritt erfordert Mut und Vorbereitung. Aber nicht nur das Kind profitiert von so einem Schritt. Es hat auch andere positive Nebeneffekte: das Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen des Partners wird noch mal zunehmen, der eigene Horizont erweitert sich und dein Kind wird vielleicht eines Tages auf die Frage, wo es denn herkommet souverän antworten können: Ich bin ein Weltbürger!

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Comments (2)

  • Ganz toller Artikel und ja, ich stimme absolut zu: Ein Lebensgefühl wird am besten im jeweiligen Land vermittelt. Urlaub bleibt Urlaub! Aber in dem Zielland leben ist etwas ganz anderes. Da bringt es dann auch nichts, in Deutschland mal indisch, französisch, spanisch, oder peruanisch zu kochen. Sehr cooles Bild übrigens 🙂

    • Vielen Dank für dein liebes Feedback zum Artikel. Ich hoffe sehr, dass irgendwann eine Regierungen erkennt, welches Potenzial in unseren (binationalen) Kindern steckt und fängt endlich an dieses zu fördern, statt unendlich Geld in globale Konzerne zu pumpen.

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